Gabba-Gandalf
Geschichte
Als Mentor wird meist der für Rotterdam stilprägende Paul Elstak genannt, dessen Klang jedoch verglichen mit dem späteren Gabber noch „zahm“ war. Prägend für den Gabber-Stil waren unter anderem die Produzenten und DJs Stickhead, E-De Cologne, Lenny Dee und The Speed Freak. Vor allem die Sampler der Reihe Thunderdome, welche auch in TV-Spots beworben wurden, trugen viel zu der Verbreitung von Gabber bei. Im Internet findet man viele Heim-Produzenten, die ihre produzierten Gabber-Tracks kostenlos zum Download anbieten. Die Qualität solcher Produktionen spielt oft eine eher untergeordnete Rolle, gerade der „trashige“ und experimentelle Klang ist bei Gabber sogar erwünscht.
Gabber ist heutzutage in mehreren Ländern verbreitet. Am meisten wahrscheinlich in den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Deutschland, Österreich und Italien. In Deutschland finden besonders im Ruhrgebiet viele Gabberpartys statt. Aber auch in Berlin, Hamburg oder Frankfurt finden Veranstaltungen dieser Art statt.
Wortherkunft, -bedeutung und Schreibweise
Der Ausdruck Gabber leitet sich von dem jiddischen und hebräischen Wort „Khaver“ ab, bedeutet „Freund“ und ist in der niederländischen Umgangssprache gebräuchlich. Neben „Gabber“ hat sich auch die Bezeichnung „Hakke“, „Hakkûh“ (welches beide eigentlich Bezeichnungen für den Tanzstil zum Hardcore-Techno sind und ursprünglich vom Den Haager DJ und Produzenten The Dark Raver mit in die Gabberszene gebracht wurden) sowie Gabba (mit „a“) etabliert. Insbesondere im Großraum Berlin und im Osten Deutschlands ist Gabba die vorwiegende Schreibweise (auch bei Produzenten und Veranstaltern) und steht darüber hinaus für eine schnellere Variante (ca. 190–270 bpm) des Gabbers.
Gelegentlich findet sich auch die Unterscheidung zwischen Gabba/Gabber als Bezeichnung der Musikrichtung und Gabba/Gabber als Bezeichnung einer Person, die der Gabberszene angehört.
Auch ist Gabber für manche Leute keine eigene Musikrichtung, sondern lediglich ein Modewort für niederländischen Hardcore-Techno. Die Meinung, dass Gabber keine eigene Musikrichtung ist, vertritt auch Marc Acardipane, der allgemein als Erfinder des Hardcore-Technos gilt: „Gabber hat keinen Sound und ist auch kein Musikstil, auch wenn das viele denken.“
Hakke
Als „Hakke“ (niederländisch für „hacken“ oder auch „Ferse“, im gleichklingenden Slang auch „Hakkûh“) wird der Tanzstil zum Gabber/Hardcore Techno bezeichnet. Die ruckartigen Bewegungen, bei denen ein Fuß im Takt der Bassline hinter den anderen bewegt wird, sehen aus, als würde man rückwärts auf der Stelle stampfen. Charakteristisch wird meist ausschließlich auf der Hacke des Fußes getanzt. Die Geschwindigkeit hängt von der Beatanzahl pro Minute (bpm) ab, generell vollzieht man einen Tritt pro Bassschlag.
Auch nannte sich eine auf Gabba und Hardcore Techno spezialisierte Musikzeitschrift, die in der Mitte der 1990er Jahre in Chemnitz veröffentlich wurde, „Hakke“.
Politische Ausrichtung
Während die Musikkultur selber keine politische Bewegung darstellt, bekamen Gabberanhänger bei denen seit dem Entstehen der Szene 1991 in Rotterdam Rassismus und linker oder rechter Radikalismus keine Rolle gespielt hatten, durch eine Unterwanderung seitens rassistisch gesinnter Personen, im Laufe der Zeit, ähnlich wie die Skinheads, in der Öffentlichkeit ein rassistisches Image. Ebenso ist Gabber vor allem im Großraum Berlin allerdings auch stark unter Linksradikalen und in der autonomen Bewegung vertreten, sowie die zentrale musikalische Ausdrucksform auf der Fuckparade, welche sich für autonome Freiräume engagiert und unter anderem gegen Rechtsextremismus mobilisierte.
Rassismus
Insbesondere in den Niederlanden, dem Ruhrgebiet sowie in Mittelitalien wurden und werden öffentliche Gabber-Veranstaltungen von Hooligans, Rechtsradikalen und Neonazis besucht.
Verwechselungen von Gabbers mit Rechtsradikalen/-extremisten, Neonazis und vor allem Skinheads fallen aufgrund modischer Ähnlichkeiten leicht: Kurzgeschorene Haare oder Glatze, Bomber- und Harringtonjacken sowie Kleidung von Umbro, Kappa, Pit Bull und vor allem Lonsdale und Fred Perry (früher hingegen oft bunte Trainingsanzüge der Marken Cavello und Australian) sind oft bei Gabbers anzutreffen. Weit verbreitet sind des Weiteren Air Max-Schuhe der Marke Nike und Jeans, die manchmal an den unteren Seiten aufgeschnitten sind. Vgl. Die Kleidung der Gabber auf [3]. Gelegentlich werden auch Sicherheitsschuhe (Boots) getragen.
Bereits 1993 erteilten das Amsterdamer Label Mokum Records mit dem Logo „United Gabbers Against Racism And Fascism“ (Vereinigte Gabbers gegen Rassismus und Faschismus) und der Platte Chosen Anthem (Against Racism) von Chosen Few Rassisten eine klare Absage. Später folgten antirassistische Lieder wie zum Beispiel Die Nazi Scum (Party Animals & Rob Gee), Ku Klux Cunts (Nasenbluten), Anti Nazi Vendetta Part 1 & 2 (Micropoint) oder auch Time To Make A Stand (Hardcore United). Letzterer Track ist die Hymne der antirassistischen Hardcore United-Party,[4] die am 25. Juni 2005 im niederländischen Eindhoven stattfand.
Auch in Deutschland wurde mittlerweile das Problem des Rassismus in der Gabberszene von verschiedenen Partyveranstaltern aufgegriffen. Für deutsche Gabberwebseiten wurde außerdem ein neues „We Are United Gabbers Against Racism & Fascism“ Schwarz-Weiß-Logo entwickelt. Auf den Flyern der meisten größeren Partys ist zudem ein deutlicher Hinweis zu lesen, dass bestimmte Kleidungsstücke wie beispielsweise „Boots“ (Sicherheitsschuhe, im deutschen Sprachgebrauch oft auch fälschlicherweise als „Springerstiefel“ bezeichnet) oder rassistische Kleidung (mit White Power-Emblemen z. B.) nicht erwünscht sind und zur Einlassverweigerung führen.